Kognitive Dissonanz

Unter kognitiver Dissonanz lässt sich ein Gefühlszustand verstehen, der durch nicht vereinbare Wahrnehmungen ausgelöst wird. Solche Zustände können vielfältig sein, z.B. individuelle Meinungen, Einstellungen, Gedanken, Ziele oder auch widersprüchliche Gefühle.
Kognitive Dissonanz

Was ist kognitive Dissonanz?

Kognitionen sind Erkenntnisse eines Menschen über die Realität, die in einer Beziehung zueinander stehen können. Eine kognitive Dissonanz entsteht, wenn zwei Kognitionen bei einer Person gleichzeitig bestehen und sie einander widersprechen oder sich gegenseitig ausschließen.

Erlebt ein Mensch eine solche Dissonanz, möchte er diesen Zustand aufheben. Dazu muss eine Umgebung aufgesucht werden, in der sich die Dissonanz verringern oder sogar aufheben lassen kann. Ein gutes Beispiel stellt eine rauchende Person dar: Vermutlich sind der Person die medizinischen Folgen des Rauchens bewusst, jedoch steht die positive Einstellung zum Rauchen zu diesem Bewusstsein im Widerspruch. Dabei handelt es sich dann um eine kognitive Dissonanz.

In diesem Fall wäre eine Möglichkeit zur Dissonanzreduktion (das Verhalten, das auf die Aufhebung kognitiver Dissonanzen ausgerichtet ist) beispielsweise, die medizinischen Fakten zu leugnen oder diese im alltäglichen Leben gar nicht wahrzunehmen. Die beste und vor allem gesündeste Option wäre, das eigene Verhalten zu ändern und mit dem Rauchen aufzuhören.

Kognitive Dissonanzen im Alltag

Kognitive Dissonanzen treten häufiger auf, als man denkt. Die meisten entpuppen sich gar nicht als solche, da sie unbewusst passieren. So sind Kaufentscheidungen häufige Auslöser für kognitive Dissonanzen. Handlungen und Entscheidungen stellen sich im Nachhinein als schlecht heraus: Nach dem Kauf einer neuen Waschmaschine stellt man ein negatives Preis-Leistungs-Verhältnis fest, das Gerät war maßlos überteuert. In der Regel gesteht man sich diesen Fehlkauf jedoch nicht ein, sondern bereitet passende Rechtfertigungen für Außenstehende und auch für sich selbst vor.

Ein weiteres Beispiel aus dem Alltag ist die Einschätzung anderer Mitmenschen: Man erfährt etwas Negatives über eine*n Bekannte*n, was gänzlich im Widerspruch zu dem sonst positiven Bild steht, das man bisher von dieser Person hatte.

Besonders in der eigenen Wahrnehmung können kognitive Dissonanzen unangenehm werden. Man möchte gesünder leben, mehr an die frische Luft gehen und sich sportlich betätigen. Sofern diese Vorhaben aufgrund von mangelnder Disziplin scheitern, führt das zu einem Widerspruch zwischen dem Selbstbild und der Realität.

Häufige Fragen und Antworten

Im Fachbereich der Sozialpsychologie wird kognitive Dissonanz als von einem Individuum negativ empfundener Zustand bezeichnet. Personen empfinden diesen Zustand aufgrund von unvereinbaren Kognitionen wie Gedanken, Meinungen, Wahrnehmungen, Einstellungen oder Wünschen.

Der Sozialpsychologe Leon Festinger fasst diese Kognitionen als kognitive Elemente zusammen. Es handele sich dabei um Grundbausteine des menschlichen Gedächtnisses. Stehen zwei Elemente im Widerspruch zueinander, entsteht Dissonanz.
Festingers Theorie liegt der Hypothese zugrunde, dass der negative Zustand einer kognitiven Dissonanz Druck auf einen Menschen ausübt, diesen zu vermindern oder zu beseitigen. Das Bedürfnis zur Dissonanzreduktion hängt ab von der Stärke der entsprechenden Dissonanz.

Eine weitere Hypothese von Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz besagt, dass die Dissonanz zwischen zwei Elementen nicht größer sein kann, als es notwendig ist, um das weniger widerstandsfähige Element zu ändern. Das weniger widerstandsfähige Element würde sich zum Zeitpunkt der größtmöglichen Dissonanz ändern, wodurch die kognitive Dissonanz beseitigt wäre.

Bei den meisten Menschen äußert sich kognitive Dissonanz vor allem zu Beginn eines neuen Jahres. Denkt man innerhalb der ersten Wochen oder Monate nach Neujahr noch einmal über die eigenen Vorsätze fürs neue Jahr nach, so fällt schnell auf, dass man diese in der Regel nicht einhalten konnte.

Weniger Süßigkeiten essen und mehr Sport treiben? Die wenigsten Menschen lassen diese Wünsche Wirklichkeit werden. Es fehlt überwiegend an Zeit und Disziplin, diese Absichten auch in die Tat umzusetzen. Das daraus resultierende negative Gefühl ist dann die kognitive Dissonanz, zwei Kognitionen widersprechen sich: Man weiß, dass man mehr Sport machen und weniger Süßigkeiten essen möchte, setzt es jedoch wegen verschiedenster Gründe nicht in die Tat um.

Die einfachste Lösung wäre, das eigene Verhalten zu ändern und beispielsweise regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen. Allerdings sind die wenigsten Menschen so diszipliniert. In solchen Situationen werden die offensichtlichen Widersprüche kleingeredet, Menschen lenken sich mit anderen Dingen ab oder suchen konkret nach Informationen, die ihr Verhalten als positiv dastehen lassen. Es wird z.B. argumentiert, dass zwei oder drei Besuche im Fitnessstudio keine Wirkung zeigen oder dass Schokolade doch auch gut für die Nerven ist und gar nicht so ungesund sein kann.

Quellen

  • Gabler Wirtschaftslexikon. Definition: Was ist „kognitive Dissonanz“? Springer Gabler | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH:
    https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/kognitive-dissonanz-37371
  • GEO.de. KOGNITIVE DISSONANZ – Warum wir uns so leicht selbst betrügen. G+J Medien GmbH:
    https://www.geo.de/wissen/gesundheit/18160-rtkl-kognitive-dissonanz-warum-wir-uns-so-leicht-selbst-betruegen